Ökodörfer in Deutschland
Die moderne kommunitäre Bewegung in Deutschland setzt im Zuge der Bewegung der Sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts ein. Die K1 und K2 in Berlin wandten offensiv die Suche nach neuen Lebensformen gegen die eher konventionellen sozialen und sexuellen Lebensformen in der Bewegung, die beabsichtigte, den Spätkapitalismus revolutionär über den Haufen zu werfen. Demgegenüber insistierten die Kommunarden, eine revolutionäre Bewegung, die etwas auf sich hält, müsse zumindest in Ansätzen alltagspraktisch vorwegnehmen, was in der Neuen Gesellschaft herrschendes Vergesellschaftsprinzip werden sollte.
Mit Beginn der "Alternativbewegung" zog es viele derer, die antizipatorisch die neuen Formen von Leben und Arbeit entwickeln wollten auf das Land. Mit dem Barhof in Niederbayern waren wir unter den Mitbegründern als wir 1975 diesen aufgelassenen Hof mit einer Gruppe von zehn Personen zu neuem Leben erweckten. Wir waren nicht allein. Ganz Niederbayern und bis nach Oberbayern hinein war gesprenkelt mit diesen Post-Hippiegemeinschaften, anfangs mehr Hippie als Post. Gschöd und Vorleiten waren unsere Nachbarn, bei Rapunzel wogen wir in der Küche unsere Einkäufe aus ....
Heute hat die Ökodorf Bewegung in Deutschland diese gegenkulturellen Anfänge weit hinter sich gelassen. Die zeitgenössischen Ökodörfer sind gut organisierte, innovative soziale Experimente, die bewusst ihre Praxis nach außen wenden, in das sie umgebende Territorium, sich an eine nationale und internationale Öffentlichkeit wenden, europäische Projekte beantragen und bewilligt bekommen, mit Universitäten Kooperationen eingehen. Gleich geblieben ist der Anspruch, emanzipatorische Lebens- und Arbeitsformen experimentell hier und jetzt zu entwickeln, ohne die ökologische Transformation, ohne die kein Zukunft für die Menschheit erkennbar ist, aus dem Auge zu verlieren.